Zum Hauptinhalt springen

Crowdfunding-Plattformen: Ihre Gemeinsamkeiten und Unterschiede

Wenn Sie Ihre gemeinnützigen Projekte per Crowdfunding finanzieren möchten, werden Sie zwangsläufig auch mit der Frage konfrontiert, auf welcher Online-Plattform Sie Ihr Crowdfunding-Projekt durchführen und die notwendigen Spenden sammeln möchten. Wir informieren Sie über die zentralen Gemeinsamkeiten und Unterscheidungsmerkmale, damit Sie die passende Plattform für Ihr Projekt finden.

Als die ersten Crowdfunding-Plattformen in Deutschland in den 2010er-Jahren an den Start gingen1, war die Auswahl für gemeinnützige Organisationen, die Projekte per Crowdfunding (teil-)finanzieren wollten, noch sehr begrenzt. Heute stehen Sie als Projektstarterin und -starter mehr denn je vor der Herausforderung, die Unterschiede zwischen den Anbietern zu erkennen und die passende Plattform für Ihr Vorhaben auszuwählen.

11 Hauptunterscheidungsmerkmale

Dass sich die Plattformen in wesentlichen Punkten unterscheiden, ist für den Laien auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Erst nach einer zeitintensiven Auseinandersetzung mit den Nutzungsbedingungen und Vorgaben seitens der Plattformbetreiber stechen die Vor- und Nachteile der jeweiligen Plattform näher hervor. Hier die Hauptunterscheidungsmerkmale in kompakter Form.

Merkmal 1: Gemeinnützigkeitsnachweis der Projektstarter

Auf Crowdfunding-Plattformen, auf denen Spenden für gemeinnützige Projekte und Vorhaben gesammelt werden, sind i. d. R. nur gemeinnützige bzw. steuerbegünstigte Organisationen zur Durchführung von Crowdfunding-Projekten berechtigt. Diese müssen ihren gemeinnützigen Status gewöhnlich durch das Hochladen eines Freistellungsbescheids nachweisen und weitere Unterlagen zur Verfügung stellen, die belegen, dass die vertretungsberechtigten Personen der Organisation – Vorstand oder Geschäftsführung – der Durchführung des Projekts zustimmen. Vorgaben zur Geldwäschebekämpfung haben den Aufwand in den vergangenen Jahren zusätzlich erhöht.
Welche Vorgaben noch vor Projektstart auf Ihrer Seite zu erfüllen sind, sollten Sie ggf. im Dialog mit dem Plattformbetreiber klären.

Merkmal 2: Funding-Modell

Grundsätzlich wird zwischen drei Modellen bzw. Prinzipien, nach denen Crowdfunding-Projekte durchgeführt werden können, unterschieden:

1. Fixes Funding bzw. "Alles-oder-nichts-Prinzip": Es wird eine feste Spendenzielsumme angegeben. Alle Spenden fließen bei Nicht-Erreichen des Spendenziels nach Projektende an die Spender zurück - auch, wenn nur 0,01 % gefehlt haben.

2. Flexibles Funding: Es wird ebenfalls eine feste Spendenzielsumme angegeben. Die Spenden fließen jedoch nicht an die Spender zurück, auch wenn das Spendenziel nicht erreicht wurde. Die Voraussetzungen zur Anwendung dieses Prinzips hängen vom jeweiligen Projekt bzw. der jeweiligen Plattform ab.

3. "Alles zählt-Prinzip": Es wird keine feste Spendenzielsumme angegeben. Sämtliche Spenden gehen an den Projektstarter unabhängig vom Spendeneingang.

Das überwiegend vorgegebene Prinzip ist das klassische „Alles-oder-nichts-Prinzip“, das auf den Projektstarter maximalen Druck ausübt, um die 100 Prozent zu erreichen. Will man sich diesem Druck als Projektstarter nicht aussetzen, gilt es, eine Plattform zu finden, die auch die anderen genannten Prinzipien zulässt.

Merkmal 3: Projektdauer

Üblicherweise müssen Crowdfunding-Projekte nach 12 Wochen beendet sein. Diese zeitliche Begrenzung soll vor allem dafür sorgen, dass Sie als Projektstarter innerhalb des überschaubaren Zeitraums möglichst viel an Werbung und Marketing für das Projekt unternehmen und auch auf Spenderseite eine gewisse Dringlichkeit zur schnellen Unterstützung des Projekts entsteht.
Einzelne Plattformbetreiber weichen von dieser strikten Vorgabe ab und erlauben es den Projektstartern unter gewissen Voraussetzungen, eine längere Projektlaufzeit zu bestimmen oder die Laufzeit im Projektverlauf zu verlängern. Ein gutes Timing des Projekts ist so oder so unerlässlich: Wann soll es starten? Wann soll es enden?

Merkmal 4: Kosten und Gebühren

Crowdfunding-Plattformen werden häufig von kommerziellen Unternehmen betrieben, die die Plattform Dritten kostenpflichtig zur Verfügung stellen. Wie hoch die Service-Gebühr ist – für Beratung, technische Infrastruktur, Zahlungsabwicklung usw. – ist meist nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Da sie aber auf einzelnen Plattformen um die 10% der Spendenzielsumme betragen kann, sollten Sie diese Frage unbedingt im Vorfeld klären. Werden keine Service-Gebühren erhoben, werden zumeist zumindest die Transaktionsgebühren, die bei einzelnen Zahlungswegen anfallen, abschließend in Rechnung gestellt.

Die seit 2013 unter dem „Viele-schaffen-mehr“-Dach der Volksbanken und Raiffeisenbanken laufenden Crowdfunding-Plattformen bilden eine Ausnahme. Hier werden weder Service-Gebühren noch Transaktionsgebühren in Rechnung gestellt.2

Wichtig ist, dass Sie sich in jedem Fall die Leistungen und Nutzungsbedingungen – unabhängig von der Gebührenfrage – genauer anschauen und bewerten.

Merkmal 5: Zahlungswege

Den Spenderinnen und Spendern sollen im besten Fall mehrere Zahlungswege offen stehen, um ihre Spende für das Crowdfunding-Projekt zu tätigen. Neben den klassischen Wegen der Online-Zahlung wie Lastschrift und Kreditkarte werden – je nach Plattform – auch „PayPal“, „giropay“ und weitere Online-Zahlungssysteme angeboten. Je nach Nutzungsbedingungen werden anfallende Gebühren vom Plattformbetreiber getragen oder dem Projektstarter in Rechnung gestellt. Auch wenn die Spenden im Falle von Überweisungen per Überweisungsträger nicht online unmittelbar dem Projekt zugehen können, wird regelmäßig auch der Weg der klassischen „Offline“-Überweisung angeboten.

Merkmal 6: Themenbereich

Wenn Sie einmal eine Crowdfunding-Plattform besucht und die darauf eingestellten Projekte angesehen haben, werden Sie wahrscheinlich auf einen großen Mix verschiedener Themen – soziale, ökologische, kulturelle, sportliche usw. – gestoßen sein. Denn die Mehrzahl der Plattformbetreiber begrenzt diese nicht. Es gibt jedoch auch einzelne Plattformen, die beispielsweise nur Projekte aus dem Bereich Sport – die bekannteste Plattform ist „FAIRPLAID“ – oder Ökologie bzw. Nachhaltigkeit – die bekannteste ist „ecoCrowd“ – zum Start zulassen.
Einen wesentlichen Nachteil dieser Plattformen kann man darin sehen, dass sehr viele ähnliche Projekte auf diesen Plattformen parallel durchgeführt werden, was die Alleinstellungsmerkmale des eigenen Projekts verschwimmen lässt. Von Vorteil ist, dass auf diesen Plattformen eine ganz bestimmte Zielgruppe verkehrt, die als Unterstützer ähnlicher Projekte in Frage kommt.

Merkmal 7: Geographischer Aktivitätsbereich

Die Mehrzahl der in Deutschland zur Verfügung stehenden Plattformen macht den Projektstartern keine Vorgaben, wo die Spenden, die sie über das Crowdfunding-Projekt sammeln, letztendlich eingesetzt werden – ob für lokale/regionale Projekte, im Inland oder im Ausland. Eine Ausnahme bilden hier Betreiber von regional ausgelegten Plattformen, wie Banken oder Stadtwerke. Hier ist ein Credo, dass die Spenden nur Projekten aus der eigenen Region zu Gute kommen sollen – im Sinne eines „aus der Region, für die Region“.

Merkmal 8: Fundingziel

Je nach Plattform können Sie unterschiedliche minimale und maximale Fundingsummen angeben. Meistens wird vorgegeben, dass Sie über das eingestellte Crowdfunding-Projekt mindestens 500 Euro und höchstens 500.000 Euro an Spenden sammeln müssen bzw. können. Da sich die meisten gemeinnützigen Crowdfunding-Projekte oberhalb von 500 Euro und unterhalb von 10.000 Euro bewegen, ist dies ein eher zu vernachlässigendes Unterscheidungsmerkmal.

Merkmal 9: Gegenleistungen („Dankeschöns“)

Auf vielen Crowdfunding-Plattformen steht es Ihnen als Projektstarter frei, den Unterstützern Gegenleistungen anzubieten. Die sog. „Dankeschöns“ sollten im besten Fall ideelle, nicht-materielle Gegenleistungen sein, damit der Unterstützungsbeitrag als Spende gewertet werden kann – ein Merkmal der Spende ist, dass sie ohne Erwartung einer Gegenleistung getätigt wird – und die Spender auch eine Spendenbescheinigung erhalten können.

Beispiele solcher „ideellen Dankeschöns“ sind die Einladung zur Einweihung eines durch Spenden finanzierten Gebäudes (ohne Zusage von Verpflegung etc.), ein Gruppenfoto, persönliche Dankes-Videos oder selbstgemalte Bilder der Kinder, die vom Projekt profitieren, oder auch eine Spenderurkunde.

Im Grundsatz gilt: Es wird dort "gefährlich", von einer Spende zu sprechen und eine Spendenbescheinigung in Aussicht zu stellen, wo eine (materielle) Leistung erbracht wird, die normalerweise kostenpflichtig ist, für die man üblicherweise eine Rechnung stellen würde.3

Wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, ob Ihr auf der Projektseite eingestelltes "Dankeschön-Angebot" rechtlich unbedenklich ist, sollten Sie einen Steuerberater oder das für Ihre Organisation zuständige Finanzamt kontaktieren.

Merkmal 10: Eigen- und Fremdleistung

Wie in Merkmal 4 ausgeführt, kann das, was Sie als Projektstarter an Leistungen von Seiten der Plattformbetreiber erhalten, unterschiedlich ausfallen. Tendenziell gilt: Je größer der Leistungsumfang, je mehr man Ihnen an Arbeit abnimmt, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass dies etwas kostet. Auf den kostenfrei nutzbaren „Viele schaffen mehr“-Plattformen verbleibt zumindest die Aufgabe, die Projektseite in Eigenregie zu gestalten und den Spenderinnen und Spendern nach Abschluss des Projekts eine Spendenbescheinigung auszustellen, beim Projektstarter. Auf anderen Plattformen werden die Organisationen gegen Gebühr von diesem Aufwand entlastet.

Merkmal 11: Finanzielle und werbliche Unterstützung

Besonders interessant für Sie als Projektstarter dürfte die Frage sein, inwiefern Ihr Projekt von Seiten des Plattformbetreibers während der Projektlaufzeit finanziell unterstützt werden kann. Insbesondere von Banken oder in Kooperation mit ihnen betriebene Plattformen werden nicht selten mit sog. „Spendentöpfen“ ausgestattet, mit deren Hilfe Crowdfunding-Projekte, die gewisse Kriterien erfüllen, bezuschusst werden. So werden mitunter Spenden bis zu einer gewissen Höhe bankseitig verdoppelt. Erkundigen Sie sich beim jeweiligen Plattformbetreiber nach Möglichkeiten einer finanziellen Unterstützung, entsprechenden Zeiträumen und Höhen. Dies kann – neben der Werbung, die der Plattformbetreiber für seine Plattform und die auf ihr eingestellten Projekte unternimmt – die Wahrscheinlichkeit des Erfolgs Ihres Projekts wesentlich erhöhen.

Von einer vorschnellen Wahl absehen

Wie Sie sehen, lohnt es sich, wenn Sie mehrere Plattformen anhand der genannten Merkmale zunächst miteinander vergleichen und vor einer Registrierung und Projekteinstellung auch einmal den Dialog mit den Plattformbetreibern suchen.
Nehmen Sie gern mit uns Kontakt auf, wenn wir Sie bei Ihrem Crowdfunding-Projekt auf der kostenfrei nutzbaren BraWo-Spendenplattform (zu verlinken) oder mit einem Vortrag zu diesem Thema unterstützen sollen.

Nehmen Sie gern mit uns Kontakt auf, wenn wir Sie bei Ihrem Crowdfunding-Projekt auf der kostenfrei nutzbaren BraWo-Spendenplattform oder mit einem Vortrag zu diesem Thema unterstützen sollen.

Jetzt Kontakt aufnehmen

 

1 Informationen zu den ersten Plattformen finden Sie hier: www.crowdfunding.de/magazin/crowdfunding-chronik
2 „Viele schaffen mehr“ ist die Crowdfunding-Initiative der Genossenschaftlichen FinanzGruppe. Gemeinsam haben alle teilnehmenden Banken das Ziel, getreu ihres Genossenschaftlichen Grundgedankens "Was einer alleine nicht schafft, das schaffen viele" gemeinnützige Projekte aus ihrer Region zu fördern. Die Crowdfunding-Initiative gibt es bereits seit 2013.; mehr Informationen unter: www.viele-schaffen-mehr.de
3 siehe auch: Kesseler, Jens: Auch der Fiskus hält die Hand auf: Steuerrechtliche Betrachtung des Crowdfunding bei gemeinnützigen Körperschaften. In: Fundraiser Magazin: https://fundraiser-magazin.de/dossier/auch-der-fiskus-haelt-die-hand-auf.html

Zurück

Weitere interessante Neuigkeiten aus dem Non Profit-Bereich und speziell zu unseren Aktivitäten finden Sie auf unseren Social Media-Kanälen auf Facebook und Instagram sowie in unserem viermal im Jahr versendeten Newsletter. Wenn auch Sie unseren Newsletter erhalten möchten, melden Sie sich gerne unterhalb an.

Zum Newsletter