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Gute Taten mit Wirkung: Wie gemeinnützige Organisationen ihre Arbeit wirkungsvoller gestalten können

Gemeinnützige Organisationen stehen zunehmend vor der Herausforderung, ihre begrenzten Ressourcen möglichst wirkungsvoll einzusetzen. Spender, Fördermittelgeber und die Gesellschaft erwarten nicht nur gute Absichten, sondern auch nachweisbare Ergebnisse und tatsächliche Veränderungen. In unserem Magazin-Beitrag informieren wir Sie über die Grundabsichten, die Maßnahmen und die Grenzen der Wirkungsorientierung.

Wirkungsorientierung beschreibt einen systematischen Ansatz, mit dem gemeinnützige Organisationen ihre Arbeit auf konkrete gesellschaftliche Veränderungen ausrichten – und diese auch messbar machen. Im Zentrum steht dabei die Frage: "Was bewirken wir wirklich?"

Ziel ist es, nicht nur Aktivitäten durchzuführen, sondern kurz-, mittel- und langfristige positive Effekte für einzelne Menschen und Gruppen, die Gesellschaft oder die Umwelt zu erzielen, je nach Themenfeld der jeweiligen Organisation.1 Wirkungsorientierung hilft dabei:

  • die eigene Arbeit klarer zu strukturieren und zielgerichtet zu gestalten,
  • Ressourcen effizient einzusetzen,
  • Vertrauen bei Förderern und Spendern zu schaffen,
  • Lernprozesse zu fördern und Projekte wirksamer weiterzuentwickeln,
  • und den gesellschaftlichen Beitrag glaubwürdig zu kommunizieren.

Gerade im gemeinnützigen Sektor, wo oft mit knappen Mitteln gearbeitet wird, schafft Wirkungsorientierung eine klare Grundlage für strategische Entscheidungen – sie ersetzt dabei jedoch nicht den Sinn oder das Herzstück der Arbeit, sondern trägt bestenfalls zur Realisierung der Vision und Mission der gemeinnützigen Organisation bei.

Das IOOI-Modell – Wirkung in vier Stufen denken

Ein bewährtes Werkzeug für wirkungsorientiertes Arbeiten ist das IOOI-Modell, das vier aufeinanderfolgende Stufen beschreibt:

  1. Input – Die eingesetzten Ressourcen: z. B. finanzielle Mittel, Mitarbeitende, Zeit, Infrastruktur.
  2. Output – Die direkten Leistungen oder Angebote: z. B. durchgeführte Workshops, produzierte Materialien.
  3. Outcome – Die Veränderungen bei Zielgruppen: z. B. verbesserte Kenntnisse, verändertes Verhalten.
  4. Impact – Die langfristige gesellschaftliche Wirkung: z. B. besserer Gesundheitszustand, reduzierte CO₂-Emissionen, mehr soziale Teilhabe.

Bei der sog. Wirkungstreppe, einem weiteren Modell zur Darstellung der Wirkungslogik, wird sogar zwischen sieben Stufen unterschieden.2

Wichtig ist die Erkenntnis, dass Wirkung nicht automatisch aus dem Tun entsteht. Zwischen Aktivität und Wirkung liegen mehrere Zwischenschritte, die bewusst geplant, beobachtet und reflektiert werden sollten.

Was Organisationen konkret tun können – Schritte zur wirkungsorientierten Praxis

Um wirkungsorientiert zu arbeiten, müssen Organisationen keine umfassenden Evaluationsabteilungen aufbauen. Es geht vielmehr darum, systematisch und pragmatisch vorzugehen. Fünf zentrale Handlungsschritte können dabei helfen:

1. Ziele und Zielgruppen klar definieren

Statt sich auf eine möglichst breite Wirkung zu verlassen, sollten gemeinnützige Organisationen ihre Zielgruppen und angestrebten Veränderungen klar benennen:

  • Wer soll durch das Projekt oder die Maßnahme profitieren?
  • Was soll sich konkret für diese Menschen oder Gruppen verbessern?

Dies bildet die Grundlage für eine klare Wirkungslogik und sinnvolle Indikatoren.

2. Wirkungslogik entwickeln

Mit Hilfe des IOOI-Modells, der Wirkungstreppe oder einer Theory of Change kann eine Wirkungskette entworfen werden:

  • Welche Ressourcen stehen als Invest zur Verfügung (Input)?
  • Welche Aktivitäten werden daraus abgeleitet (Output)?
  • Was soll sich konkret ändern (Outcome)?
  • Welche langfristigen Ziele werden damit verfolgt (Impact)?

Eine solche Wirkungslogik unterstützt nicht nur bei der Planung, sondern auch in der Öffentlichkeitsarbeit und bei der Akquise von Fördermitteln. Insbesondere größere öffentliche und private Förderinstitutionen verlangen in den an sie gerichteten Förderanträgen regelmäßig Informationen zur Wirkungslogik der vorgestellten Vorhaben und Projekte der potenziellen Förderpartner.

3. Messbare Indikatoren definieren

Nicht alles ist messbar – aber vieles ist beobachtbar. Organisationen sollten pragmatische Indikatoren für Outputs und Outcomes festlegen:

  • Wie viele Menschen wurden erreicht?
  • Wie hat sich ihr Wissen, Verhalten oder ihre Einstellung verändert?
  • Was lässt sich durch Rückmeldungen, Interviews oder kurze Umfragen feststellen?

Wichtig: Die Datenerhebung sollte verhältnismäßig und zweckgerichtet sein – ein einfaches Feedbackformular ist oft schon ein guter Anfang.

4. Daten sammeln, analysieren und nutzen

Erhobene Daten sind nur dann sinnvoll, wenn sie auch genutzt werden. Eine regelmäßige Reflexion hilft, aus Erfolgen und Fehlern zu lernen:

  • Was hat wie gewirkt – und warum?
  • Wo kann das Angebot verbessert werden?
  • Wie kann die Organisation, das Projektteam aus den Erkenntnissen lernen?

Die Wirkungsmessung ist in diesem Sinne kein Kontrollinstrument, sondern ein Lerninstrument.

5. Wirkung kommunizieren – intern und extern

Ein weiterer Vorteil: Wirkungsorientierung macht es leichter, Ergebnisse nach innen und außen zu vermitteln:

  • gegenüber Förderern (z. B.  im Förderantrag oder Abschlussbericht),
  • gegenüber der Öffentlichkeit (z. B. im auf der Website veröffentlichten Wirkungsbericht oder auf Social Media),
  • gegenüber dem eigenen Team, um die Motivation zu steigern und eine professionelle Vorgehensweise zu fördern.

Um das IOOI-Modell mit Hilfe eines simplen Beispiels aus dem Umweltbereich zu veranschaulichen: Eine Umweltorganisation möchte den dramatischen Rückgang der Insekten in urbanen Räumen bekämpfen und plant ihr Projekt „Insektenfreundliche Städte“ auf Basis dieses Modells:

  • Input: 20.000 € Budget, ehrenamtliches Engagement, naturschutzfachliches Know-how
  • Output: 10 Infoveranstaltungen in Wohngebieten, Anlage von 30 Wildblumenflächen
  • Outcome: Über 200 Bürgerinnen und Bürger nehmen teil; 70 % berichten, ihr Verhalten im eigenen Garten angepasst zu haben (weniger Pestizide, mehr Blühpflanzen)
  • Impact: Zwei Jahre später wird eine höhere Insektenvielfalt in den neu gestalteten Flächen nachgewiesen

Die Organisation nutzt Feedbackbögen, Vorher-Nachher-Bilder und einfache Zählungen (z. B. der Anzahl einer bestimmten Insektenart), um Wirkung sichtbar zu machen – und ihre Arbeit weiter zu verbessern.

Wie in diesem Beispiel beschrieben, kann die positive Veränderung (zunächst) in einem begrenzten geographischen Raum stattfinden, z. B. einem Stadtteil oder Quartier.

Kritik und Grenzen der Wirkungsorientierung

Trotz ihrer Vorteile ist die Wirkungsorientierung nicht unumstritten – und das zu Recht. Kritiker warnen davor, dass der Fokus auf messbare Ergebnisse dazu führen kann, dass gemeinnützige Organisationen vor allem das fördern, was einfach zu zählen oder zu evaluieren ist, nicht unbedingt das, was langfristig oder strukturell notwendig wäre. Gerade in Bereichen wie sozialer Teilhabe, Demokratiebildung oder individueller Empowerment-Arbeit sind Veränderungen oft subtil, nicht-linear und schwer quantifizierbar.

Zudem besteht die Gefahr, dass kleinere Organisationen mit begrenzten Kapazitäten, die bereits durch bürokratische Vorgaben des Staates über Gebühr belastet sind, durch die zusätzlichen Anforderungen an eine Wirkungsmessung überfordert werden oder Förderlogiken dominieren, bei denen Wirkungsfragen "zum K. O.-Kriterium werden”.

Sinnvoller Ansatz, aber mit Augenmaß anzuwenden

Wirkungsorientierung – also die bewusste Auseinandersetzung mit der Frage, was die eigene Organisation tatsächlich bewirkt – ist ein hilfreicher Kompass für die Arbeit von gemeinnützigen Organisationen. Wer die eigene Wirkung kennt, kann gezielter planen, Ressourcen effizienter einsetzen und v.a. einzelne Projekte wirksamer gestalten. Modelle wie das IOOI-Modell oder die Wirkungstreppe bieten einen guten Einstieg, um sich strukturiert mit Wirkungsfragen auseinanderzusetzen – auch ohne großen Aufwand.

Trotzdem gilt: Wirkungsorientierung muss kontextsensibel angewandt werden – mit Augenmaß, dem Fokus auf die inhaltliche Arbeit bzw. die Zielgruppen und dem Bewusstsein zur Reduktion komplexer Wirkungszusammenhänge bei Anwendung entsprechender Modelle. Mit ihrer Hilfe die eigene Wirkung zu reflektieren, ist ein wertvoller kontinuierlicher Prozess. Gleichzeitig ist klar: „Nicht alles, was zählt, kann man zählen, und nicht alles, was man zählen kann, zählt.“3 ;-)

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Wesentliche Quellen:

1 Das auf das Thema „Wirkungsorientierung“ spezialisierte Analyse- und Beratungsunternehmen „PHINEO“ definiert „Wirkung“ wie folgt: „Bezogen auf gemeinnützige Arbeit spricht man vereinfacht immer dann von Wirkung bzw. einem social impact, wenn eine Maßnahme zu Veränderungen… 1. bei der Zielgruppe, 2. in deren Lebensumfeld und 3. in der Gesellschaft insgesamt führt.“ (Quelle: www.phineo.org/magazin/was-ist-soziale-wirkung)
2 Nähere Informationen zur „Wirkungstreppe“ finden Sie unter: www.phineo.org
Ein Schulungsvideo und ein Test zur „Wirkungstreppe“ ist abrufbar unter: www.skala-campus.org
3 Dieses Zitat stammt von Albert Einstein und wird in unterschiedlichen Formen wiedergegeben.

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