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Impact Investing: Vermögensanlage von Stiftungen mit doppelter Rendite

Immer mehr Stiftungen zielen mit ihrer Vermögensanlage nicht nur auf finanziellen Gewinn, sondern darüber hinaus auf eine gesellschaftliche Wirkung ab. In welchen Bereichen solche Impact Investments üblicherweise getätigt werden, was diesen Ansatz besonders macht und welche ersten Schritte Stiftungsvorstände, die wirkungsorientiert investieren möchten, unternehmen sollten, verraten wir Ihnen in unserem Magazin-Beitrag.

In den letzten Jahren ist im deutschen Stiftungssektor eine Diskussion um die gesellschaftliche Wirkung der Vermögensanlage von Stiftungen aufgeflammt. Mit der Strategie des Impact Investing geht ein – insbesondere für am Gemeinwohl interessierte Stiftungsakteure – attraktiv klingendes Versprechen einher: Das einer doppelten Rendite ihrer Vermögensanlage. So sollen sie mit ihren Investments nicht nur finanziellen Gewinn erzielen, sondern auch einen Beitrag leisten (können), um Gesellschaft und Ökologie zum Positiven zu verändern.

Impact Investments lassen sich definieren als „Investitionen in Unternehmen, Organisationen und Fonds mit der expliziten Absicht, nebst einer finanziellen Rendite, eine soziale und / oder ökologische Wirkung zu erreichen.“1 Der Begriff wurde von einer Gruppe von Ökonomen und Philanthropen 2007/ 2008 im Rahmen einer Veranstaltung der Rockefeller Foundation geprägt und wird im Deutschen zumeist mit „wirkungsorientiertem Investieren“ übersetzt. Die Grundannahme ist, dass jedes Investment eine positive oder negative Wirkung hat, wobei nicht immer auch von einer gesellschaftlichen Wirkung (Impact) ausgegangen werden kann. Zudem ist die Definition, was unter einer positiven gesellschaftlichen Wirkung zu verstehen ist, stark kontextbezogen.

Was unterscheidet „Impact Investings“ von „ESG-Investments“?

Auch wenn die Begriffe oftmals synonym verwendet werden, handelt es sich um zwei grundsätzlich verschiedene Ansätze. Beim Screening von Investitionen anhand der sog. ESG-Kriterien – Environmental, Social and Governance  (zu Deutsch: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) – werden solche mit negativen ökologischen, sozialen oder ethischen Geschäftsmodellen ausgeschlossen. Der Investor entscheidet sich also dafür, etwas nicht zu tun. Exemplarisch sei hier eine Stiftung genannt, die mit ihrer Projekt- und Fördertätigkeit das Klima schützen und die Forschung regenerativer Energien unterstützen möchte und zugleich Anteile an einem Unternehmen besitzt, das fossile Brennstoffe (Öl, Gas und Kohle) fördert und/ oder vertreibt. Als ein anderes Beispiel, das einer Stiftung, die sich für die Stärkung von Kinderrechten einsetzt, aber gleichzeitig durch einen Fonds an Unternehmen beteiligt ist, in deren Produktionsketten Kinderarbeit stattfindet. Solch offenkundig widersprüchliches Handeln soll der Vergangenheit angehören.

Beim Impact Investing hingegen geht es um eine bewusste und aktive Entscheidung der Investoren, „mit ihrer Kapitalanlage gesellschaftlichen Wandel an[zu]stoßen“.2 Die Investitionen „adressieren gezielt Organisationen und Unternehmen, die als Kern oder Teil ihres Geschäftszwecks gezielte, messbare, positive soziale Wirkung haben. Diese strategische Zielsetzung unterscheidet wirkungsorientierte Unternehmen von vorherrschenden Definitionen sogenannter nachhaltiger Unternehmen, in denen die Art und Weise, wie sie wirtschaften, im Fokus steht.“3

In welchen Bereichen können Stiftungen wirkungsorientiert investieren?

Die Wahl der Investitionsbereiche zählt zu den Kernfragen jeder Impact Investing-Strategie. Die Felder und Unternehmen, in die investiert wird, können mit den Stiftungszielen übereinstimmen, müssen es jedoch nicht. Dafür, auf Komplementarität zu setzen, spricht, dass die Verantwortlichen durch ihre Stiftungsarbeit mit Sicherheit bereits über Wissen und Erfahrung verfügen, was bei der Anlageentscheidung hilfreich ist.

Eine Stiftung, die sich für niedrigschwellige Gesundheitsversorgung in Entwicklungsländern einsetzt, könnte zum Beispiel auch direkt in Healthcare-Unternehmen in diesen Ländern investieren. Für eine Stiftung, die sich die Bekämpfung von Kinderarmut auf die Fahnen geschrieben hat, bieten sich auch sektorübergreifende Investitionen in Bildungsinitiativen als auch in den sozialen Wohnungsbau für Familien mit geringem Einkommen an.

Klassische Investitions- und Themenfelder sind: „Bildung & Beschäftigung“, „Clean Tech & erneuerbare Energien“, „Fairer Handel & ethischer Konsum“, „Gesundheit“, „Jugend- & Altenhilfe“, „Mikrofinanzierung & Finanzdienstleistungen“, „Ökologische Landwirtschaft & nachhaltige Ressourcen“, „Sozialer & ökologischer Wohnungsbau“ sowie „Wasser & Hygiene“.4

Stiftungsvermögen wirkungsorientiert anlegen – was tun?

Die gute Nachricht an alle Stiftungsvertreter, die sich dazu entschließen, das Stiftungsvermögen wirkungsorientiert anzulegen, lautet: „Auch Stiftungen mit einer geringen Kapitalausstattung können entscheiden, wie sie ihr Vermögen nutzen. Sogar Stiftungen mit einem hohen Anteil an gebundenem Stiftungsvermögen können wirkungsorientierte Investitionen aus den vorhandenen Rücklagen tätigen oder bestehende Anlagen wie Immobilien wirkungsorientiert ausrichten.“5 Vermögensausstattung bzw. -strukturen verhindern dies also i. d. R. nicht, ebenso wenig wie der in der Satzung niedergelegte Stifterwille.

Sie als Vorstand oder Geschäftsführung einer Stiftung müssen jedoch unausweichlich die Entscheidung treffen, ob Sie sich eigenständig mit den Grundlagen der Vermögensanlage auseinandersetzen und die eigene Anlagestrategie kritisch prüfen und ggf. anpassen möchten oder damit Vermögensverwalter bzw. Finanzdienstleister oder andere Beratungspartner beauftragen. Über den Arbeitskreis „Stiftungsvermögen und Immobilien“ sowie den Expertenkreis „Impact Investing“ des Bundesverbands Deutscher Stiftungen können zumindest Mitglieder ebenfalls Beratung in diesem Feld erhalten.

Impact Investing – Zum Wohle von Stiftung und Gesellschaft handeln

Der Grundgedanke, nicht nur mit der Verwendung der Erträge des Stiftungsvermögens, sondern eigens zum Zweck der Wirkungserzielung ausgewählten Investitionen den gemeinnützigen Auftrag zu erfüllen und die Gesamtwirkung der Stiftung zum Wohle der Gesellschaft und der Natur gezielt zu erhöhen, kann nur begrüßt werden. Denn deutsche Stiftungen verfügen über ein geschätztes Vermögen von mehr als 100 Milliarden Euro und sind auch in dieser Hinsicht relevante gesellschaftliche Akteure.6 Führt man sich vor Augen, dass am Ende jede Stiftung nur eine (zweckgerichtete) Vermögensmasse ist, gewinnt die sinnvolle, wirkungsorientierte Anlage dieses Vermögens an Bedeutung. Stifterinnen und Stifter, Stiftungsvertreter und -berater sowie Vermögensverwalter tun gut daran, sich im Sinne des Gemeinwohls mit diesem Thema intensiver auseinanderzusetzen, Anlagestrategien zu überdenken und – falls notwendig – anzupassen.

Nehmen Sie gern mit uns Kontakt auf, wenn wir Sie hierbei unterstützen sollen. Gern beraten wir Sie!

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Fußnoten:

1 Bundesverband Deutscher Stiftungen e. V. et al. (Hrsg.): Impact Investing – Vermögen wirkungsorientiert anlegen: Ein Praxishandbuch. Berlin 2016; entspricht der Definition des Global Impact Investing Networks

2 Jacobsen, Ture/ Nommensen, Merret (Phineo): Impact Investing: Worin sich ESG- von Impact Investings unterscheiden; online abrufbar unter: www.phineo.org/magazin/nachhaltig-oder-wirkungsvoll

3 PHINEO: Impact Investing für Stiftungen, Berlin 2017; online abrufbar unter: www.phineo.org/uploads/Downloads/PHINEO_RG16_Impact_Investing.pdf

4 PHINEO: Impact Investing für Stiftungen, Berlin 2017, S. 17 (Abb. „Die größten sozialen Sektoren für Impact Investing“)

5 PHINEO: Impact Investing für Stiftungen, Berlin 2017, S. 3; als ein Beispiel, dass auch kleine Stiftungen wirkungsorientiert investieren können, gilt die Bürgerstiftung Pfalz. Sie hat ihr Grundstockvermögen in Höhe von (nur) 70.000 Euro in das Stiftsgut Keysermühle, ein Sozialunternehmen und Integrationsbetrieb, investiert. (Quelle: Bundesverband Deutscher Stiftungen e. V. et al. (Hrsg.): Impact Investing – Vermögen wirkungsorientiert anlegen: Ein Praxishandbuch. Berlin 2016, S. 19)

6 Bundesverband Deutscher Stiftungen e. V. et al. (Hrsg.): Impact Investing – Vermögen wirkungsorientiert anlegen: Ein Praxishandbuch. Berlin 2016, S. 16

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