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Künstliche Intelligenz in Non-Profit-Organisationen: Anwendungsmöglichkeiten, Grenzen und strategische Fragen

Generative KI wird in gemeinnützigen Organisationen bereits breit genutzt – oft jedoch individuell und ohne klare organisatorische Leitplanken. Aktuelle Studien zeigen einen deutlichen Handlungsbedarf. Unser Magazin-Beitrag ordnet die Entwicklung ein, benennt Chancen und Risiken und zeigt auf, wie gemeinnützige Organisationen ChatGPT strategisch, verantwortungsvoll und im Sinne des Gemeinwohls einsetzen können.

Während die anfängliche Aufmerksamkeit, die die Veröffentlichung von ChatGPT auslöste, stark von Neugier, Experimentierfreude und teils auch Überforderung geprägt war, zeigt sich inzwischen ein differenzierteres Bild: ChatGPT und andere Anwendungen generativer KI sind im gemeinnützigen Sektor längst angekommen – allerdings häufig individuell genutzt, aber organisatorisch und strategisch nur unzureichend verankert.

Eine im Jahr 2025 veröffentlichte Studie von ZiviZ im Stifterverband kommt zu dem Ergebnis, dass 73 % der Engagierten und Beschäftigten in gemeinnützigen Organisationen bereits generative KI nutzen, jedoch nur eine Minderheit der Organisationen über Leitlinien, Strategien oder klare Zuständigkeiten verfügt.1 Der Einsatz bleibt damit vielfach dem persönlichen Ermessen Einzelner überlassen – mit allen Chancen, aber auch Risiken, die daraus entstehen.

Um einschätzen zu können, wie ChatGPT gemeinnützige Organisationen in ihrer Arbeit „für die gute Sache“ unterstützen kann, muss man zunächst seine Funktionsweise verstehen.

Was ist ChatGPT – und wie funktioniert es?

ChatGPT ist ein vom US-amerikanischen Unternehmen OpenAI2 entwickeltes und im November 2022 öffentlich zugänglich gemachtes KI-Modell, ein sogenannter Chatbot, der auf einem Computermodell beruht, das mithilfe von Methoden der künstlichen Intelligenz (KI) auf die Verarbeitung sprachlicher Daten trainiert wurde. Er kann in kürzester Zeit eloquent erscheinende Antworten zu unterschiedlichsten Themen generieren, ganze Essays oder Computerprogramme erstellen und dies in verschiedenen Sprachen.

GPT steht für „Generative Pre-Trained Transformer“. Das lernfähige Modell wurde anhand von Millionen Dokumenten darauf trainiert, menschliche Sprache zu verstehen und darauf zu reagieren. Es kann unterschiedliche Textsorten überzeugend imitieren und in Dialogen zu einer großen Bandbreite von Themen interagieren. Diese Fähigkeit übersteigt frühere Chatbot-Entwicklungen deutlich.

ChatGPT ist in der Lage, aus kurzen textlichen Eingaben – sogenannten Prompts – eine Aufgabe zu erschließen und in natürlicher Sprache zu antworten. So kann es mit verblüffend hoher Geschwindigkeit Aufgaben erledigen, die bislang Menschen vorbehalten waren.

Dies reicht von Haus- und Prüfungsaufgaben über den Einsatz zu kommerziellen Zwecken in Unternehmen und Verwaltungen bis hin zur gemeinwohlorientierten Anwendung in Vereinen, Stiftungen und anderen Non-Profit-Organisationen.

Einsatzfelder von ChatGPT im Non-Profit-Sektor

Insbesondere in rein ehrenamtlich geführten Vereinen, Stiftungen und anderen von freiwilligem Engagement getragenen Organisationen ist Zeit ein äußerst knappes Gut. Viele Organisationen suchen händeringend nach qualifizierten, verlässlichen Ehrenamtlichen – und stoßen gleichzeitig an ihre Belastungsgrenzen.

An dieser Stelle – und ebenso in hauptamtlich geführten Organisationen – kann ChatGPT eine wertvolle Unterstützung sein, um beispielsweise:

  • Spenden- und Dankesbriefe zu verfassen
  • Veranstaltungen und Projekte zu planen und zu managen
  • Redetexte für Begrüßungen, Preisverleihungen oder Vorträge zu erstellen
  • Sponsoring-Konzepte inklusive Anschreiben zu entwickeln
  • Redaktionspläne und Social-Media-Texte zu generieren
  • Förderrichtlinien zu analysieren und Förderanträge zu entwerfen
  • Protokolle von Mitgliederversammlungen und Gremiensitzungen zu erstellen
  • Website-Texte, SEO-Content und Newsletter zu verfassen
  • Leitbilder, Leitfäden und interne Handlungsanleitungen auszuarbeiten
  • Texte zu übersetzen, zu kürzen oder sprachlich anzupassen
  • Dokumente (Word- und PDF-Dateien) zu analysieren und zusammenzufassen
  • Pressemitteilungen und Standard-E-Mails zu formulieren
  • kreative Ideen zur Problemlösung oder zur Ehrenamtsgewinnung zu liefern
  • Projekttexte für Crowdfunding- und Spendenplattformen zu optimieren
  • Titel, Slogans oder Mottos vorzuschlagen
  • Sach-, Projekt- und Jahresberichte zusammenzufassen.

Darüber hinaus bieten sich weitere Bereiche an – etwa Personalplanung (Arbeitsplatzbeschreibungen, Stellenausschreibungen), Buchhaltung, IT oder interne Wissensorganisation.

Die empirischen Befunde bestätigen dieses Bild: Generative KI wird im gemeinnützigen Sektor bislang vor allem für Textarbeit, Recherche, Übersetzungen sowie Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit genutzt. Andere Bereiche – etwa interne Verwaltung, Governance, Strategieentwicklung oder Wirkungsanalyse – bleiben dagegen deutlich unterrepräsentiert.

Dies deutet darauf hin, dass KI bislang vor allem dort eingesetzt wird, wo der Einstieg niedrigschwellig ist – nicht zwingend dort, wo ihr strategischer Mehrwert für Organisationen besonders groß wäre.

Auch Bilder lassen sich inzwischen sowohl über kostenfreie als auch kostenpflichtige Versionen mit Hilfe integrierter Bildgenerierungsprogramme (z. B. DALL·E) erstellen.

ChatGPT sinnvoll mit Informationen versorgen

Bevor Sie ChatGPT mit konkreten Aufgaben betrauen, sollte das System mit korrekten, organisationsspezifischen Informationen versorgt werden. Andernfalls besteht die Gefahr, dass Inhalte generiert werden, die zwar plausibel klingen, aber sachlich falsch sind.

Hierfür können Sie:

  • vorhandene Texte (z. B. Steckbriefe, Leitbilder, Website-Inhalte) nutzen
  • ChatGPT auffordern, gezielte Fragen zum Verständnis Ihrer Organisation zu stellen
  • in den „Benutzerdefinierten Anweisungen“ zentrale Informationen dauerhaft hinterlegen
  • auf bestehende Websites oder veröffentlichte Dokumente verweisen.

So stellen Sie sicher, dass ChatGPT Ihre Organisation korrekt abbildet. Fachleute sprechen andernfalls von „Halluzinationen“ – also inhaltlich frei erfundenen, aber sprachlich überzeugenden Aussagen.

Wichtig ist: Der Output ist immer nur so gut wie der Input.

Gerade hier zeigt sich eine strukturelle Schwäche im gemeinnützigen Sektor: Laut ZiviZ verfügen nur rund 9 % der Organisationen über verbindliche Richtlinien zur KI-Nutzung, weitere Initiativen befinden sich häufig erst in Planung. Eine bewusste Auseinandersetzung mit Daten, Zuständigkeiten und Qualitätsstandards stellt daher einen wichtigen ersten Schritt dar.

Gute Prompts – gute Ergebnisse

Bei der Eingabe von Prompts sollten Sie beachten:

  • klare, eindeutige Formulierungen
  • kurze, verständliche Sätze
  • relevante Informationen strukturiert bereitstellen
  • Befehle statt Fragen formulieren
  • Tonalität und Sprachstil vorgeben
  • Beispiele und Kontext einbauen.

Sehen Sie ChatGPT als einen sehr schnellen, aber unerfahrenen Praktikanten, der fachliche Anleitung und Kontrolle benötigt.

Risiken, Kritikpunkte und Lösungsansätze

Die Nutzung von ChatGPT ist nicht unumstritten. Häufig genannte Kritikpunkte betreffen Datenschutz, Urheberrecht, Qualität der Inhalte und ethische Fragen.

Diese Vorbehalte spiegeln sich auch empirisch wider: Datenschutzbedenken, Unsicherheiten hinsichtlich der Qualität generierter Inhalte sowie fehlendes technisches Know-how zählen zu den häufigsten Hemmnissen für eine breitere Nutzung von KI im gemeinnützigen Sektor.

Personenbezogene und sensible Daten sollten daher nicht eingegeben oder stark anonymisiert werden. OpenAI behält sich laut Nutzungsbedingungen vor, eingegebene Daten weiterzuverarbeiten.

Die kostenpflichtige Version „ChatGPT Enterprise“ bietet laut Anbieter verbesserte Datenschutz- und Sicherheitsstandards. Ob diese ausreichen, lässt sich derzeit nicht abschließend bewerten.

Kennzeichnungspflichten und der EU AI Act

Mit dem Inkrafttreten des „EU AI Act“ im August 2024 gilt:

  • keine allgemeine Kennzeichnungspflicht für KI-generierte Texte
  • Kennzeichnungspflicht nur in spezifischen Kontexten (z. B. Deepfakes)
  • besondere Anforderungen bei potenziell täuschenden Inhalten.

Unabhängig von rechtlichen Mindeststandards empfiehlt es sich für gemeinnützige Organisationen, eigene Transparenz- und Ethikregeln zu entwickeln. Die ZiviZ-Studie zeigt, dass Engagierte insbesondere mehr Kontrolle über Datenschutz, ethische Leitplanken und gemeinwohlorientierte KI-Lösungen wünschen.

Gerade weil Vertrauen eine zentrale Ressource gemeinnützigen Handelns ist, kann freiwillige Transparenz zur Stärkung der eigenen Glaubwürdigkeit beitragen.

Chancen erkennen – Verantwortung übernehmen

Ob ChatGPT einen vergleichbaren Paradigmenwechsel darstellt wie Buchdruck, Internet oder Smartphone, wird sich erst in einigen Jahren seriös beurteilen lassen.

Fest steht jedoch: Generative KI bietet erhebliche Entlastungspotenziale – insbesondere für ressourcenarme Organisationen. Der größte Handlungsbedarf liegt dabei in Strategie, Führung und Kompetenzaufbau.

Die entscheidende Frage lautet daher nicht, ob gemeinnützige Organisationen KI nutzen sollten, sondern wie bewusst sie dies tun.

Wer sich heute strukturiert mit diesen Fragen auseinandersetzt, gestaltet nicht nur den eigenen Organisationsalltag effizienter, sondern trägt dazu bei, dass Künstliche Intelligenz reflektiert, verantwortungsvoll und im Sinne des Gemeinwohls eingesetzt wird.

Dieser Beitrag wurde in Kombination von NI (Natürlicher Intelligenz) und KI (Künstlicher Intelligenz) erstellt. ;-)

Nehmen Sie gern mit uns Kontakt auf, wenn Sie Rückfragen oder Anmerkungen zu diesem Beitrag haben.

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Hinweis: Dieser Beitrag stellt keine rechtliche Beratung dar und ersetzt diese nicht. Er dient der ersten Orientierung. Der Beitrag wurde ursprünglich im Januar 2024 veröffentlicht und zuletzt Ende 2025, nach der Veröffentlichung der ZiviZ-Studie, inhaltlich aktualisiert. Aufgrund der dynamischen Entwicklung von KI und rechtlichen Rahmenbedingungen ist mit weiteren Veränderungen zu rechnen.

Es ist anzunehmen, dass sich die Funktionsweise, die Anwendungsbereiche und der Wissensstand von "ChatGPT" oder die gesetzlichen Vorgaben mittlerweile, nach der Veröffentlichung des Beitrags, verändert haben.

Wesentliche Quellen:

1 Kuhn, D. et al.: Individuell genutzt, aber strategisch vernachlässigt. Status quo und Handlungsbedarfe zu generativer KI im gemeinnützigen Sektor. ZiviZ im Stifterverband. Berlin, Dezember 2025.
2 „"Das Unternehmen OpenAI, das ChatGPT entwickelt hat, wurde Ende 2015 gegründet und dabei von einer Reihe von Investoren und Gründern aus dem Umfeld des kalifornischen Gründerzentrums Y Combinator unterstützt (...). Der Name OpenAI, der freien Zugang zu den Entwicklungen und eine Gemeinwohlorientierung suggeriert, verweist auf die Startphase des Unternehmens. Die Leiter des Unternehmens nannten als Ziel, führend in der Forschung zu KI-Systemen zu werden – damals noch ohne Gewinnabsicht, sondern um »Werte für alle zu schaffen und nicht für die Aktionäre« (Brockman et al. 2015). Seit 2019 arbeitet OpenAI jedoch gewinnorientiert und ist als Limited Partnership (Beschränkte Partnerschaft, vergleichbar einer deutschen Kommanditgesellschaft) organisiert, um Investitionen zu akquirieren.“ (Albrecht, Steffen: ChatGPT und andere Computermodelle zur Sprachverarbeitung – Grundlagen, Anwendungspotenziale und mögliche Auswirkungen. TAB-Hintergrundpapier Nr. 26, April 2023, S. 30/31. Online kostenfrei abrufbar unter: https://publikationen.bibliothek.kit.edu)

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