Fitness-Check für Stiftungen: Wie gesund ist Ihre Organisation?

In einer zunehmend komplexen Welt stehen auch Stiftungen unter wachsendem Druck. Wie kann eine Stiftung trotz vielfältiger Herausforderungen langfristig vital und erfolgreich bleiben? Die Antwort lautet: durch regelmäßige Selbstreflexion und systematische Überprüfung ihrer Strukturen und Prozesse. In unserem Magazin-Beitrag informieren wir Sie über die zentralen Bereiche eines solchen „Fitness-Checks“ und geben Ihnen praktische Tipps.
Rechtliche Anforderungen verändern sich, Erwartungen an Transparenz, Wirkung und Effizienz steigen, während Ressourcen oft stagnieren oder gar schrumpfen. In dieser Situation ist es für Stiftungen überlebenswichtig, sich selbst regelmäßig auf den Prüfstand zu stellen. Ein praxisnahes Instrument hierfür ist der „Fitness-Check“, der die Stiftung als Organismus versteht – mit Herz, Gehirn, Blut, Organen, Muskulatur und Immunsystem. Jedes dieser „Organe“ erfüllt eine lebenswichtige Funktion. Nur im harmonischen Zusammenspiel bleiben Stiftungen leistungsfähig und zukunftsfest. Dies ist umso bedeutender, da die Mehrheit der Stiftungen als Ewigkeitsstiftung und damit im übertragenen Sinne als unsterblich konzipiert ist.
1. Das Herz – Vision und Mission
Das Herz gibt den Takt vor – und ebenso ist eine inspirierende Vision der innere Motor jeder Stiftung. Sie gibt Orientierung, motiviert Mitarbeitende, begeistert Spenderinnen und Spender und vermittelt Sinn nach innen wie außen. Doch wie beim menschlichen Herz ist auch hier regelmäßige Pflege nötig: Gibt es eine Vision und falls, ja ist die noch aktuell und präsent? Wird sie im Alltag spürbar gelebt – im Fundraising, in der Öffentlichkeitsarbeit, in der internen Kommunikation? Vision und Mission sollten nicht in der Schublade liegen, sondern aktiv genutzt, kommuniziert und mit Leben gefüllt werden – zum Beispiel im Rahmen von Workshops, Strategieprozessen oder Jubiläumsaktionen.
2. Das Gehirn – Führung und Management
Gute Führung ist das Steuerungszentrum der Stiftung – wie das Gehirn im Körper. Sie koordiniert alle Prozesse, trifft strategische Entscheidungen und sorgt für rechtliche sowie operative Sicherheit. Ein funktionsfähiges „Gehirn“ erkennt man an klaren Zuständigkeiten, effektiver Kommunikation innerhalb der Gremien, aktuellen Satzungen, funktionierenden Geschäftsverteilungen und gelebten Governance-Strukturen. Ebenso gehören dazu: regelmäßige Sitzungen, transparente Entscheidungsprozesse, eine starke Verbindung zur Stiftungsaufsicht sowie eine strukturierte Zusammenarbeit von Vorstand und operativen Einheiten. Ein handlungsfähiger Vorstand mit strategischer Weitsicht ist für die Gesundheit der Stiftung zentral.
3. Das Blut – Finanzen und Ressourcen
Finanzielle Mittel sind der „Lebenssaft“ der Stiftung. Nur wer über eine solide Finanzbasis verfügt, kann wirksam arbeiten. Dabei kommt es nicht nur auf das Stiftungsvermögen an, sondern auf dessen Erträge, auf Spenden, Zustiftungen, Drittmittel und wirtschaftliche Aktivitäten. Auch ehrenamtliches Engagement kann eine wertvolle Ressource darstellen. Stiftungen sollten über ein Vermögenserhaltungskonzept, das als ein Vermögensaufbaukonzept verstanden wird und auf die Erhöhung der Vermögenserträge, der Fundraisingeinnahmen und der wirtschaftlichen Erlöse abzielt, verfügen und sich aktiv um zusätzliche Ressourcen bemühen.1 Denn: Ohne Blut, keine Bewegung.
4. Die Organe – Abteilungen und Projekte
So wie Organe im Körper spezialisierte Aufgaben erfüllen, braucht auch eine Stiftung funktionale, klar strukturierte Organisationseinheiten. Dazu zählen unter anderem Geschäftsführung, Projektmanagement, Fördermanagement, Finanzen und Controlling, Recht und Compliance, Öffentlichkeitsarbeit, Fundraising und Personalentwicklung. Jede Abteilung trägt auf ihre Weise zur Vitalität der Stiftung bei. Entscheidend ist das Zusammenspiel: Gibt es regelmäßige Abstimmungen? Arbeiten die Organe gut koordiniert zusammen? Wird die gemeinsame Vision verstanden und geteilt? Der Fitness-Check beleuchtet, wie professionell die Abläufe organisiert sind und ob Kommunikationswege effizient gestaltet sind – denn gute interne Kommunikation ist das verbindende Gewebe zwischen den Organen.
5. Die Muskulatur – Wirkung der Aktivitäten
Viele Stiftungen sind aktiv – doch wie stark ist ihre Wirkung? Nur wenn ihre Tätigkeiten und Projekte echte gesellschaftliche Veränderungen anstoßen, wird die „Muskulatur“ wirkungsvoll und spürbar. Wirkungsorientierung darf kein Nebenschauplatz sein, sondern sollte integraler Bestandteil des Projektzyklus sein: von der Planung über die Umsetzung bis zur Evaluation. Der Fitness-Check hinterfragt: Können Wirkungen systematisch erhoben und nachgewiesen werden? Gibt es Feedbackmechanismen? Wird Wirkung nach innen reflektiert und nach außen kommuniziert? Instrumente wie das IOOI-Modell, die „Wirkungstreppe“ oder das „Wirkometer“ bieten dabei wertvolle Orientierung.2 Eine starke Muskulatur zeigt sich daran, dass Ressourcen nicht nur verbraucht, sondern in positive Veränderung übersetzt werden.
6. Das Immunsystem – Kontrolle und Risikomanagement
Wie der menschliche Körper anfällig für Krankheiten ist, sind Stiftungen anfällig für Fehler, Missstände oder Skandale. Ein funktionierendes Immunsystem schützt: durch klare Kontrollmechanismen, eine offene Fehlerkultur und ein professionelles Risikomanagement. Der Fitness-Check fragt: Gibt es regelmäßige Risikoanalysen? Werden Zuständigkeiten klar geregelt und das Vier-Augen-Prinzip eingehalten? Gibt es Notfallpläne, Datenschutzregelungen und Schutzmaßnahmen gegen Reputationsverluste? Risikomanagement sollte nicht als „Misstrauenssignal“, sondern als Ausdruck professioneller Verantwortung verstanden werden – nach innen wie außen.
Fazit: Gesundheit ist kein Zustand, sondern ein Prozess
Ein regelmäßiger Fitness-Check hilft dabei, blinde Flecken zu erkennen, Prozesse zu verbessern und die Organisation strategisch weiterzuentwickeln. Denn nur wer sich selbst kritisch hinterfragt und anpasst, bleibt auf Dauer leistungsfähig.
Unsere Empfehlung: Prüfen Sie regelmäßig, ob das Herz Ihrer Stiftung noch kräftig schlägt, das Gehirn klare Entscheidungen trifft, das Blut reichlich gebildet wird, die Organe reibungslos zusammenarbeiten, die Muskulatur Wirkung entfaltet und das Immunsystem Risiken rechtzeitig erkennt.
Denn: Nur wer fit ist, kann langfristig Gutes bewirken.
Nehmen Sie gern mit uns Kontakt auf, wenn Sie Rückfragen oder Anmerkungen zu diesem Beitrag haben.
Hinweis: Dieser Beitrag basiert auf einem Vortrag, der vom EngagementZentrum auf dem Deutschen Stiftungstag in Wiesbaden am 22. Mai 2025 gehalten wurde.
Wesentliche Quellen:
1 siehe auch Magazin-Beitrag „Viel zu gewinnen: Warum sich Stiftungen mit Fundraising immer noch (zu) schwertun“: www.engagementzentrum.de/magazin/detail/viel-zu-gewinnen
2 siehe auch Magazin-Beitrag „Gute Taten mit Wirkung: Wie gemeinnützige Organisationen ihre Arbeit wirkungsvoller gestalten können“: www.engagementzentrum.de/magazin/detail/gute-taten-mit-wirkung
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